Symplektische Geometrie und klassische Mechanik/Symplectic Geometry and classical mechanics
Wintersemester 2017/18
Prof. Bernd Ammann, Zimmer 119
Aktuelles
Sprache/Language
This course is "English on demand". This means the language will be decided
during the first week of the lecture. If there is at least one
non-German-speaking person in the audience
who is sincerely following the lecture, then the lecture will be given in
English.
The following description mainly addresses to the German speaking audience.
If somone is interested in an English description, please send an email to me (Bernd Ammann), and I will add it.
Was ist symplektische Geometrie und was ist der Zusammenhang zur klassischen Physik?
Eine symplektische Mannigfaltigkeit ist eine glatte Mannigfaltigkeit
M zusammen mit einer geschlossenen, nicht-entarteten 2-Form ω.
Nicht-entartet bedeutet hierbei: Zu jedem X ∈ TpM gibt es ein
Y ∈ TpM mit ω(X,Y)≠0. Man nennt ω eine symplektische Form. Das einfachste Beispiel ist R2n mit Koordinaten x1,..., xn,y1,..., yn mit der symplektischen
Form dx1∧ dy1+...+ dxn∧ dyn. Der Kotangentialraum T*Q einer beliebigen
Mannigfaltigkeit Q trägt auch immer eine natürliche symplektische Struktur.
Symplektische Mannigfaltigkeiten sind zunächst einmal von zentraler
Wichtigkeit, um Phänomene der klassischen Mechanik in der Physik
zu beschreiben: Hamiltonsche Systeme, Bewegung starrer Körper,
Bewegungen nach Newtonschen Gesetzen unter Zwangsbedingungen,
Himmelsmechanik. Sei Q die (Unter-)Mannigfaltigkeit der möglichen Konfigurationen (= Zuständen)
eines solchen Systems. Ein Bewegung des Systems wird durch eine Kurve γ in Q beschrieben. Die Bewegungsgleichung ist eine gewöhnliche Differentialgleichung 2. Ordnung auf Q.
Man beschreibt nun aber diese Bewegung nicht auf Konfigurationsraum Q, sondern auf T*Q. Ein Physiker nennen den Kotangentialraum T*Q
den Phasenraum, und interpretieren die 1-Formen als mögliche Impulse.
Durch die Einführung der Pulse als unabhängige Variablen wird die Bewegungsgleichung auf eine gewöhnliche Differentialgleichung 1. Ordnung reduziert, ganz analog wie man dies in der Diskussion zu ende der Analysis 4 macht.
Das schöne ist, dass diese Bewegungsgleichungen nun eine besonders schöne Form haben. Es gibt eine Funktion
H: T*Q → R, genannt Hamilton-Funktion, so dass die Bewegungsgleichung gerade der Fluss des Vektorfelds sgrad H ist, wobei sgrad eine symplektische Variante des Gradienten ist.
Einer der Vorteile dieses Zugangs ist nun insbesondere, dass man - in guten Fällen - nun mehr Symmetrien sehen kann, als man zuvor auf Q hatte und dies erlaubt die Konstruktion von Erhaltungsgrößen und die Reduktion auf weniger Variablen, was eine erhebliche Vereinfachung des Systems ergibt.
Trotz der engen Verflechtungen zur Physik, wird die Vorlesung aber eine
Mathematik-Vorlesung sein. Alles wird auf den Kenntnissen der
Anfänger-Vorlesungen
aufbauend definiert und gezeigt und phsikalische Kenntnisse sind nicht nötig,
um die Strukturen und Aussagen der Vorlesung zu verstehen.
Erforderliche Vorkenntnisse
- Lineare Algebra I und II
- Analysis I bis IV, zB Vorlesung von H. Garcke:
oder Vorlesung von mir:
- Physikalische Vorkenntnisse sind nicht notwendig, aber hilfreich zur
Interpretation der Beispiele
Die Vorlesung richtet sich im Prinzip auch an mathematisch
interessierte Physik-Studenten. Physik-Studenten, die Analysis IV
(oder vergleichbar) nicht gehört haben,
sollten sich möglichst bald bei mir per Email melden,
damit wir uns überlegen können, wie sie die notwendigen Vorkenntnisse erhalten.
Inhalt der Vorlesung
Wir beginnen mit einer Wiederholungen und Wissenserweiterung
über differenzierbare
Mannigfaltigkeiten, von Tangential- und Kotangentialvektoren,
von Differentiallformen, der Lie-Ableitung und Flüsse von Vektorfeldern.
Wir definieren symplektische Mannigfaltigkeiten und Hamiltonsche Systeme.
Die Newtonschen Bewegungsgleichungen und die Gleichung zur Beschreibung
von Geodätischen auf (semi-)Riemannschen Mannigfaltigkeiten ergeben wichtige
Beispiele von Hamiltonschen Systems.
Nach dieser Einführung planen wir die folgenden Themen
- Symplektische Vektorräume und Beziehungen zu komplexen Strukturen
- Symplektische Mannigfaltigkeiten
- Der Kotangentialraum als symplektische Mannigfaltigkeit
- Satz von Darboux und verwandte Sätze (Weinstein)
- Symplektische Gradienten und Hamiltonsche Systeme
- Liouville's Theorem
- Poincarés Rekurrenz-Theorem
- Wirkungs-Funktional
- Prinzip von Maupertuis: Lösungen der Hamiltonschen Gleichungen
sind Umparametrisierungen von Geodätischen einer geeigneten
Riemannschen Metrik
- Poisson-Klammer
- Erhaltungsgrößen (z.B. Energieerhaltung)
- Integrable Systeme
- Einige Anwendungen wie zum Beispiel Himmelsmechanik, rotierender Körper,
Kreisel
- Weiterführende Themen wie Stabilität, Kolmogorow-Arnold-Moser-Theorem,
Existenz periodischer Orbiten
Der genaue Inhalt der Vorlesung wird, abhängig vom Wissenstand
und den Interessen der
Teilnehmer, noch verändert.
Literatur
- Kai Cieliebak, Symplectic Geometry, Lecture Notes (unpublished), Part A und Part B
- D. McDuff and D. Salamon, Introduction to Symplectic Topology, Oxford
- M. Audin and M. Damian, Morse Theory and Floer Homology, Springer, Chap. 5
- R. Berndt, An Introduction to Symplectic Geometry, AMS
- R. Berndt, Einführung in die symplektische Geometrie, Vieweg
- V. Arnold, Mathematical methods of classical mechanics, Springer
- R. Abraham, J. Marsden, Foundations of mechanics, Addison Wesley
Ort und Zeit
Montag 14-16 und Freitag 12-14 in M102.
Fragestunde
Fragestunde in M009 Di 16-18 statt.
Übungen
Die Übungsgruppe ist am Mittwoch von 16-18 Uhr in M102.
Sie wird von J. Wittmann (M 019C) gehalten.
Email: Johannes.Wittmann at mathematik.uni-regensburg.de
Prüfung
Die Prüfung und deren Wiederholungen erfolgen mündlich und dauern ca. 30 Minuten.
Übungsblätter
(die Links werden sukzessive aktiviert)
- Blatt 1,
- Blatt 2,
- Blatt 3, Links-zu-Definitionen
- Blatt 4,
- Blatt 5,
- Blatt 6,
- Blatt 7,
- Blatt 8,
- Blatt 9,
- Blatt 10,
- Blatt 11,
- Blatt 12,
- Blatt 13,
- Blatt 14,
Alle Blätter in einer Datei.
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